Zukunft der Maurmer Post

Unabhängigkeit sichern –
Privatisierung nein

Der Gemeinderat beabsichtig mit Beschluss vom 30. Januar 2023, die Herausgeberschaft der Maurmer Post öffentlich auszuschreiben, um in seinen Worten «die journalistische Unabhängigkeit der Redaktion zu sichern». Es können sich Medienhäuser, Agenturen oder Vereine um die Herausgabe bewerben. Allen Beteiligten ist klar, und der Gemeinderat hat auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass dieses Vorgehen eine Privatisierung der Maurmer Post bedeuten würde.

 

Die zwei Vertreter der SP Maur im Mitwirkungsforum lehnen eine Auslagerung ab, wie übrigens auch die Mehrheit des Forums und die überwältigende Mehrheit der Rückmeldungen bei der repräsentativen Umfrage.

 

Die abtretende Chefredakteurin Annette Schär hat zusammen mit dem Redaktionsteam die MP ausgesprochen informativ, vielfältig und angenehm lesbar gemacht. So erfüllt das Blatt eine wichtige Funktion für den Zusammenhalt in der räumlich aufgespaltenen Gemeinde. Diese Errungenschaft, auf die Maur stolz sein darf, wird durch die Pläne des Gemeinderates aufs Spiel gesetzt. Wenn die Herausgeberschaft an ein privates Medienhaus übertragen wird, ist auch die Redaktion ein Teil dieser Firma und die enge Verbundenheit und Nähe der bisherigen Redaktion mit den Dorfteilen geht verloren. Die beklagte Abhängigkeit der Redaktion von der Gemeinde wird einfach durch eine andere, nämlich von der Firma ersetzt. Die Interessen der Gemeinde sollen durch einen «Katalog von Leistungs- und Qualitätskriterien» sichergestellt werden. Es dürfte schwierig sein, die gegenwärtige Qualität der MP in einem Katalog zu erfassen und zu sichern. Dieser Katalog muss auf jeden Fall vor dem Entscheid an der Gemeindeversammlung bekannt sein, sonst können die Stimmbürger*innen den Deal nicht beurteilen und müssten die Katze im Sack kaufen.

 

Bei Auslagerung der Herausgeberschaft verbleibt der «Kommission MP» nur noch die Aufgabe, die Einhaltung des Katalogs zu überwachen. Die herausgebende Firma wird sich (Einhaltung des Vertrags mit der Gemeinde vorausgesetzt) aber ungern von aussen dreinreden lassen und es ist mittelfristig eine schleichende Aushöhlung des Einflusses der Kommission zu befürchten, denn die redaktionelle Hoheit kann nicht geteilt werden. Sie liegt klar bei der Herausgeberin und nicht bei der Kommission.

 

Insgesamt muss befürchtet werden, dass die Qualität der MP abnehmen wird. Wir schlagen vor, die Herausgabe der MP einer neu zu bildenden «Kommission MP» zu übertragen. Diese soll von den Stimmbürger*innen gewählt werden und gegenüber jetzt verstärkt und ausgewogen zusammengesetzt sein.

 

Siehe dazu auch das Interview mit Johannes Reich, Professor für Öffentliches Recht, in der MP vom 21.04.2023